Montenegro

Am Grenzübergang werde ich einer genaueren Kontrolle unterzogen. Mein Reisepass ist wohl einfach zu neu. Micha wartet geduldig auf der anderen Seite der Grenze. Nachdem noch ein zweiter Herr meinen Pass prüft, nach der „Greencard“ fragt und sich nochmal alles genau anschaut, darf ich durch. Das nächste Mal nehme ich nur den Perso. Der reichte bei Micha auch. Aber ich habe jetzt einen Stempel im Pass.

Und was erwartet uns auf der anderen Seite? Wind! Ein alter Bekannter. Wir hätten gerne auf ihn verzichtet. Hier am Grenzübergang weht es ganz heftig (gemäß Wetterapp Windböen bis Stärke 9) und die Straße wird gerade neu gemacht. Also heißt das für uns: Auf dem Bergkamm, wo der Grenzübergang ist, mit dem freundlichen Wind an der Seite, mit dem Schotter und andere Unwegsamkeiten fahren. Natürlich nicht nur ein wenig, nein, ein wenig mehr Kilometer. Was freue ich mich über Michas beruhigende Stimme im Helm. Denn es kommen uns natürlich auch Fahrzeuge entgegen, auch etwas größere Baustellenfahrzeuge. Der Wind haut einem manchmal so stark an, das man einen kleinen Schlenker fährt. Also Konzentration pur. Und, was soll ich sagen: Stolz wie Oskar – geschafft. Und im Nachgang auch ein positives Erlebnis (aber erst im Nachgang….).

Wir kommen langsam in das Tal. Begleitet durch Felsmassive. Grün ist hier auch noch nichts, aber es würde auch nicht wirklich viel da sein. Felsen, überall Felsen. Die kleine Straße schlängelt sich durch dieses Gelände. Ich bin fasziniert. Micha weiß noch nicht, ob ihm das gefällt. Durch den grauen Himmel und dem Wind wirkt es so Trist. Und dann eröffnet sich uns ein Blick auf einen See. Die Sonne kommt hervor und die Temperaturen steigen. Als ob jemand einen Schalter umgelegt hat.

Der Wind ist hier unten nicht mehr so stark. Das wird sich allerdings wieder ändern. Es war nur ein kurzer Moment, in dem der Wind „Luft holte“.

Heutiges Ziel ist Sventi Stefan. Ich hatte von diesem Fischerdorf gelesen und wollte es einfach mit eigenen Augen sehen. Nun stehe ich hier und es ist goldig. Aufgrund des starken Windes kommt aber keiner rüber. Also genießen wir den Anblick von oben.

Unser angestrebter Campingplatz liegt ca. 10 km weiter. Im Ort Buljaricka. Relativ nah am Wasser. Als wir ankommen, hören wir die Wellen, wie sie an den Strand donnern. Der Campingplatzbesitzer sagt, wir können uns aussuchen, wo wir stehen wollen. Heiß Wasser, Waschmaschine und alles andere sind in den 8,00 € pro Nacht für beide Personen enthalten.

Wir suchen uns einen schönen Platz aus. Unser Domizil ist schnell aufgebaut und ab an den Strand, die Wellen anschauen. Die Wellen sind riesig und klatschen auf den Strand. Das Meer ist richtig aufgebauscht.

Nachdem wir ordentlich „gelüftet“ wurden müssen wir noch kurz was zu essen einkaufen. Und dann klingt ein schöner Abend wieder aus…. und dann kommt die Nacht. So etwas haben wir beide noch nicht erlebt. Ein Sturm tobt draußen. Das Zelt bebt förmlich. Zur Vorsicht befestigen wir das Zelt noch an zwei, drei weiteren Punkten. Dann schnell wieder rein. Meinen Kopf stecke ich unter Michas Arm; mir geht ein bisschen die Düse. Micha ist völlig entspannt. Das beruhigt mich auch, so dass ich einschlafe. Im morgen plätschert der Regen auf das Dach. Das ist so ein schönes beruhigendes Geräusch…. so lange, bis wir feststellen, dass wir in einem „Teich“ aufgewacht sind. Der gesamt Bereich ist etwas „geflutet“. Das Zelt ist aber trocken. Dank der eingearbeiteten Plane! Das Zelt mit Klett und Plane für den Boden zu versehen war zwar teuer, aber das hat sich gelohnt. Damit ist Zelt und Plane eine geschlossene Einheit. Kein Wind und kein Wasser sollten durch kommen. Bei dem Sturm und Regen hat es sich zum ersten Mal bewährt, nichts am und im Zelt.

Und der freundliche Campingbesitzer? Der sagt trocken: „Hätte ich gesehen, wo ihr aufbaut, hätte ich Euch gesagt, dass das eine feuchte Stelle ist….“
Egal, die Mopedstiefel werden zu Gummistiefeln umfunktionieren. So bleiben die Füße trocken. Wir sind jetzt genau zwei Wochen unterwegs und haben schon soviel „Wetter“ und auch andere Dinge erlebt. Es wird nicht langweilig.
Der heutige Tag wird zum „Seele baumeln lassen“ genutzt. Das Wetter ist noch nicht berauschend. Am Nachmittag soll es regnen. Zum Glück hat der Wind ein wenig nachgelassen. Wir machen heute eine Ortsbesichtigung in Petrovac, suchen einen Bankautomaten und kaufen auf dem Markt ein. Und eines fällt mir wieder auf: liebe und nette Menschen hier.

Nach dem Spaziergang ist erstmal Kleider trocknen angesagt:

Am Montag (02.04.2018) wollen wir zu dem Kloster Ostrog. Es ist eines der bedeutestens Klöster der serbisch-orthodoxen Kirche. Es liegt am Abhang des Prekornica-Gebirges. Auf knapp 800m Höhe. Vorher passiert mir aber folgendes (es soll ja nicht langweilig werden): Durch den Regen ist der Boden aufgeweicht, Bobber steht vor dem Zelt, ein etwas größerer Baum steht auf dem Zeltplatz, aber die Ausfahrt ist breit. Rosi steht auch da. Micha steigt auf und fährt geschmeidig los. Kerstin steigt auf, gibt zuviel Gas und schießt „saugend schmatzend“ am Baum vorbei und ruft lauthals in das Mikro „WEG DAAA“…. (mir laufen gerade beim Schreiben die Tränen vor lauter Lachen über das Gesicht).
Ich höre nur „WEG DAAA“ in meinem Helm, schaue kurz in den Spiegel und sehe mein Schatzi wie sie mit dem Alukoffer aber sowas von knapp am Baumstamm vorbei donnert. In der selben Sekunde denke ich: „Boah, war das knapp und nix wie weg hier. Schatzi braucht Platz“ 😉
Es ist ja alles gut gegangen, aber eine schöne Furche habe ich dem netten Campingbesitzer hinterlassen. Was sagt uns das? Frau Meyer, nicht soviel Gas…
Bobber wurde nach der Aktion auf „Rain“ umgestellt. Dabei ist die Gasannahme etwas geschmeidiger. Bisher hilft es. 😉

Hier „meine Spur“:

Die Anfahrt zu dem Kloster ist wunderschön. Die Sonne scheint, wir fahren in einer sich abwechselnden Landschaft von Seen, Bergen und weiten Tälern.

Durch die bereits erwähnten Geschwindigkeitsbeschränkungen kommt man gut zum gucken. Dann verändert sich die Sicht. Dunkel, eine Straße gerade aus und man denkt, es nimmt kein Ende. Dieser Tunnel…. aber auch er endet dann mal.  Der Weg zum Kloster ist dann eine kleine Straße mit vielen schönen Serpentinen.

Es macht viel Spaß beim hoch- und runterfahren. Und die An- und Aussicht ist wunderbar:

Auf der Rückfahrt nehmen wir nicht den Tunnel durch den Berg sondern fahren den Pass zu unserem Ort. Wie sagt Micha: „…und lassen es mal fliegen.“ Diese Kurven, die Aussicht…

Heute ist Abreise. Es soll nach Albanien gehen. Das Zelt, bzw. die Plane vom Zelt, wird einer gründlicheren Reinigung unterzogen.

Gegen Mittag fahren wir los. Drei Orte weiter hält Micha bei einem Bäcker, kommt mit Burek wieder und hat noch zwei Stück Pizza bestellt, die sahen so lecker aus und waren es auch. Während wir die Burek essen kommt ein Vater mit seinem Sohn. Ob er wohl ein Foto mit dem Jungen und Rosi machen könnte. Na klar. Micha setzt den Jungen auf das Motorrad. Man sieht ihm die Freude darüber an. Der Vater bedankt sich mehrfach. Als wir später unsere Pizza essen kommt er nochmal her und wir reden – so gut es geht – kurz miteinander. Ich sag ja, einfach nette Menschen hier!

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