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Teil 4

Wo waren wir? Ach ja, auf den Weg in den Thüringer Wald. Über Eisenach. Essen einkaufen und ganz wichtig, Gaskartusche kaufen. Leute, ich sage euch, Kartusche kaufen ist ein Erlebnis. Fritz Berger gibt es, super. Anvisiert, angekommen, Laden geschlossen bis einschließlich 17.01.2022. So lange wollen wir dann nicht warten. Baumarkt 1: Keine…. bei Kaufland gab es sowas auch schonmal, der ist hier um die Ecke. Nein, keine. Schade. Einkaufszentrum, kleiner Baumarkt: Keine. Da rödelt man auf den ganzen Einkaufsparkplätzen rum, die schon mit einem normalen Auto keinen Spaß machen, und dann ohne Erfolg. Na gut, ein kleiner Erfolg. Es gab eine Thüringer Bratwurst.

 

3 km weiter gibt es noch einen Toom. Wenn der keine hat, wird es spannend. Und: Toom hat eine Kartusche. 5,95 €. Stolzer Preis, hilft aber nix.

Wir sind ausgerüstet für die kommenden Tage. Auf nach Floh-Seligenthal bzw. an den Bergsee an der Ebertswiese. Dieser liegt auf dem 836 Meter hohen mittleren Höhnberg. Micha hat diesen Platz über eine App gefunden.

Als wir so dahin fahren, sehen wir ein Schild: Rennsteig. Micha stimmt ein Lied an. Das Rennsteiglied. Der Rennsteig ist ein 170 km langer Kammweg sowie ein historischer Grenzweg im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald. Außerdem ist er der älteste und meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands. Seine Großeltern sind den gewandert. In den Urlauben waren sie oft hier. Damit hat er auch nicht gerechnet, dass er mal hier sein wird.

Die Zufahrtstraße zum Platz ist eine kleine schmale Straße mit einem Schild „Kettenpflicht“. Haben wir nicht dabei ist, uns aber egal. Bumba kann das auch ohne. Ankunft auf dem Platz. Hier gibt es nicht nur einen Zeltplatz mit Lagerfeuerstelle, einen kleinem Kiosk bzw. Veranstaltungsraum, sondern auch Ferienwohnungen und Jugendherbergshäuser. Ein holländisches Paar hat den Platz vor zwei Jahren übernommen. Sie haben sich einen Traum erfüllt. Leider kam kurz nach dem Kauf Corona. Sie sind aber guter Dinge und machen den Platz Stück für Stück fertig.

Am Bergsee direkt kann man nicht stehen. Es sind aber nur 50m zu dem See.

Wir haben aber auch so einen schönen Platz.

Am Abend gehen wir eine kleine Runde zu dem Bergsee.

Weil es gerade so schön ist, beschließen wir noch ein wenig weiterzulaufen. Gleich „um die Ecke“ soll noch ein Aussichtspunkt sein. Na dann los. Und es stimmt. Schade, dass das Wetter nicht ganz mit spielt. Aber es ist trocken. 

Zurück bei Bumba schaue ich auf meine Uhr. Sie hatte mich gefragt, ob ich trainiere. Kurzerhand habe ich auf Laufen Outdoor gedrückt und jetzt haben wir – zumindest den größten Teil des Weges – gebannt.

Wir beschließen hier zwei Nächte zu bleiben. Am Abend setzt Regen ein. Leise prasselt er auf das Dach und ich schlafe sanft ein… und als ich die Augen öffne, liegt Schnee. In der Nacht hat sich der Regen in Schnee verwandelt und wir haben auf einmal eine wunderschöne Winterlandschaft. Da muss man raus an die Luft.

Da der Rennsteig in der Nähe ist, beschließen wir ihn ein Stück zu laufen und ein Wasserfall soll auch in der Nähe sein. Wanderschuhe an und Feuer frei.

Nach diesen trüben, naßgrauen Tagen ist doch ein grauer Tag mit Schnee sehr willkommen.

Es tut gut zu laufen, strengt aber auch echt an. Man merkt, dass wir zurzeit mehr Couchpotatoe sind. Aber wie immer, in der Ruhe liegt die Kraft. Dann läuft man halt gemütlich den Berg rauf und runter, hält an, bewundert Alibimäßig den kleinen Bach, der an der Seite läuft und putzt sich die Nase.

Groß ist der Wasserfall nicht, aber immerhin ein Wasserfall.

Weiter geht es zu einem Aussichtspunkt.

Wenn wir laufen haben wir oftmals Gespräche mit Dingen, die uns beschäftigen, Fragen, die wir uns stellen über Sinn oder Unsinn.

Beispiel:

Aussage von mir und Micha hat eingestimmt: Oma und Opa müssen definitiv mit auf Reise. Also unsere eBikes, nicht die Großeltern. Wir sind dann flexibler, können Bumba mal stehen lassen und mit dem Rad einkaufen, wenn man irgendwo ein Lager aufgeschlagen hat und einem was fehlt. Hört sich gut an. Fahrradträger haben wir dafür auch.

Jetzt stellt sich die Frage: Akku laden vom Fahrrad. Natürlich, es ginge, aber es wäre das Einzige mit 230 Volt. Sonst haben wir nichts mit 230 Volt. Dafür einen Wandler oder die anderen Techniken kaufen? Beim Fahren laden, aber wenn ich nicht fahre und stehe….

Dann noch die Frage: Lass ich Bumba in Albanien oder sonstwo stehen und fahre mit dem Rad los? In Canada sagen „Komm Schatz, wir fahren mal eine Runde mit dem Rad“? Wohl eher nicht. Wie sagt Hape Kerkeling in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“. Erkenntnis des Tages: Fahrräder müssen nicht mit.

Irgendwann ist ein rot weißes Flatterband zwischen zwei Bäumen gespannt. Gesperrt wegen Jagd. Zum Glück erst morgen, heute dürfen wir noch hier lang laufen, das wäre sonst noch ein ganz schön langer Weg zu Bumba.

Ich überlege, wie ich am nächsten Tag vielleicht so viel Lärm machen kann, dass die Viecher gewarnt sind… Leuchtfeuer hab ich nicht, durch den Wald laufen ist suboptimal, es sei denn ich möchte Schrot in den Hintern bekommen… na dann… Warum diese Gedanken? Total egoistisch, ich mag kein Wildfleisch, dann können die Rehe, Hasen, Fuchs und Wildschweine auch weiter leben 😉

So gehen wir langsam Richtung Platz.

Und da sind wir wieder am Platz. Auch hier habe ich (natürlich mal wieder erst nach klopfen und erinnern der Uhr) den Weg aufgezeichnet.

Als wir zurückkommen, bewundern wir erstmal Bumbas „Eiswelt“. Was sich da für schöne Zapfen gebildet haben… allerdings ist auch die komplette Tür der Beifahrerseite eingefroren. Das müssen wir morgen vor dem Öffnen der Tür enteisen.

Den Teig für ein Brot hatte ich vorbereitet, jetzt wird es gebacken. Die Wartezeit vertreibt man sich mit lesen, Video gucken oder stricken. Ja, ich habe die Stricksachen mal wieder ausgekramt. Jetzt hat man Zeit und Ruhe. Dank meines Kollegen habe ich auch noch ein tolles Hörbuch. Alles sehr entspannend.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Omina ist einfach ein super Allrounder. Ob Herzhaft oder Süß, man kann alles in ihm zubereiten.

Später als es dunkel ist, will Micha noch mal vor zum Sanitär. Er öffnet die Tür, nimmt seine Lampe, geht die Treppe runter und steht im Schwarzen. Es ist pechschwarz um einen herum. Kein Mond, kein Licht. Nix. Das muss ich auch sehen. Tür auf, Treppe runter, Tür zu. Wow. Schwarz. Man sieht die Hand vor Augen nicht. Das habe ich noch nie erlebt und es ist unheimlich, wenn man gar nichts, aber auch wirklich nichts sieht. Einfach nur Schwarz.

Am nächsten Morgen haben wir „Alice im Wunderland“. Neuschnee. Alles ist in das reine Weiß gebetet.

Faszinierend, was Schnee ausmacht.

Als ich vom fotografieren wiederkomme, sehe ich diese Szene. Der Campingwart geht mit der Fräse und zieht Bahnen hinter Bumba. Micha enteist Bumba gerade. Warum der Campingwart mit der Fräse Bahnen gezogen hat, ist mir ein Rätsel.

Abfahrt. Ziel? Die letzte Nacht wissen wir wo wir sind, aber heute Nacht? Was liegt den in der Richtung, was uns gefallen könnte. Vielleicht ein Stellplatz abseits der „Zivilisation“? Micha wird fündig. Direkt am Main mit Blick auf Gemünden. So fahren wir mal wieder entlang eines Flusses. Schon witzig, wir sind ein Stück an der Mosel gefahren, am Rhein, an der Weser, an und über die Elbe mit Fähre, haben den Nord-Ostsee-Kanal gekreuzt, weiter an der Fulda und dann am Main entlang.

Micha parkt aus und es geht runter vom Berg. Die kleinen Eiszapfen am Alkoven von Bumba blitzen in der Sonne. Bumba wurde so gut es ging vom Schnee befreit, aber teilweise ist der Schnee festgefroren.

Die Straßen sind komplett geräumt. Schneeketten also gar nicht nötig. 

Im Tal scheint die Sonne und es kein Schnee zu sehen. Die sanften Berge um das Tal herum sehen aus, als ob sie mit Puderzucker bestreut sind. Das ist aber alles.

Dementsprechend werden wir mit unserem „Schneemobil“ bestaunt. Bumba taut nur langsam auf und so bleibt der Schnee uns ein Weilchen erhalten. Bis, ja, bis eine Ampel auf Rot springt und man bremst. Dann rummst es und auf einmal haben wir den Schnee auf der Motorhaube. Das Dach ist jetzt wohl Schneefrei.

Der Platz liegt direkt am Main, keine 20m weiter fließt der Fluß.

Wir staunen, was der Main für eine Fließgeschwindigkeit hat und überlegen, wie hoch das Wasser noch steigen wird, da es doch die letzten Tage viel Regen gab. Spaßeshalber stecke ich einen kleinen Stock in den Boden und merke mir, wie weit er rausragt. In einer Stunde will ich mal schauen, wie viel der Fluß angestiegen ist.

Eine Stunde später weiß ich, dass das Wasser steigt, ja, aber langsam und bedächtig und da wir höher stehen wird es wohl keine nassen Füße geben. Micha sagt auch noch trocken: „wir haben eine Wattiefe von 80 cm“

Am Abend haben wir einen schönen Blick auf Gemünden.

Als ich auf der Karte für morgen den Weg raussuchen möchte, fällt mein Blick auf Spessart. Spessart? Das Spessart? Wo die Filme „Das Spukschloss im Spessart“ gefilmt wurde? Ich liebe diesen alten Schinken und das Schlösschen. Es sind keine 40 min von hier und liegt auch noch auf dem Weg nach Kleinheubach, wo wir heute Abend sein wollen und unsere letzte Nacht verbringen.

Mein Herz hüpft vor Freude. Dass ich da mal hinkomme, das sehen kann.

Als wir ankommen möchten wir auf den Parkplatz. 2,00 € Auto und 2,50 € Camper. Micha schmeißt das Geld passend rein und die 0,50 € werden wieder ausgespuckt Ticket mit 2,00 € kommt und Schranke öffnet sich. Komisch. Ich wäre nicht das Meyerlein, wenn ich nicht einen Zettel neben den Parkschein legen würde und darauf schreiben „0,50 € wurden nicht angenommen“. Einmal herzlich Lachen bitte.

Das Schloss ist geschlossen. Schade. Aber über den Zaun kann man das Schloss sehen. Klein aber fein.

Wir schlendern an der großen Hecke entlang. Man sieht, dass hier versucht wurde, durch die Hecke zu spähen, da diese ein paar Löcher aufweist. Micha hat eine viel bessere Idee. Er nimmt mich kurzerhand auf seine Schultern. Ich quieke wie ein kleines Kind, lache und mache Fotos. Es kommt ein Auto mit einem Herrn vorbeigefahren, der grinst von einer Backe zur Anderen. Ich würde mich auch über diese bekloppten Touris amüsieren.

Zurück am Bumba gibt es erstmal etwas Warmes zu trinken. Es ist doch ganz schön frisch und wir haben noch Zeit bis wir bei Ekki sein wollen. Wir kennen Ekki von dem Motorradtreffen „Siebenschläfer“ in Breitenau und haben uns lange nicht gesehen. Ekki reist auch sehr gerne und war mit seinem Motorrad schon überall und nirgends. Wir freuen uns auf einen schönen Abend mit Geschichten über Reisen und mehr.

Als wir in Kleinheubachtal eintrudeln, dürfen wir uns auf den Parkplatz der GTÜ stellen. Der Inhaber fragte uns sogar noch, ob wir Strom brauchen. Klasse. Das erlebt man auch nicht alle Tage.

Es kommt wie es kommen muss, ein toller, gemütlicher und geschichtenreicher Abend, Gespräche über Wünsche und Ziele und auch die vergangenen Treffen. Wie am Lagerfeuer. Und Ekki hat dann auch noch perfekt gegrillt. Ein schöner Abend.

Tja, und jetzt geht es heim. Vom 17.12.2021 bis zum 08.01.2022 waren wir – bis auf 3 Nächte – in unserem Bumba. Auch 24/7 war dabei, weil es durchgehend geregnet hat,  was wir aber genossen haben (auch schön, wenn man eine begründete Couchpotato ist). Jetzt geht es wieder los, die Arbeit, der Trott. Wir wollen versuchen, den Trott bis zum Aufbruch unserer Reise mit Urlauben und Kurztripps zu versüßen. Wir haben für uns das richtige Reisemittel gefunden und unseren Bumba ins Herz geschlossen. Unsere kleine Einzimmerwohnung mit Komfort.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Matthias

    Hätte ich gewußt, daß Ihr eine Thüringer Bratwurst zu schätzen wißt, hätte ich Dir heute zu den Spiegeln 5 Stück mitgegeben 🙂 Als Thüringer habe ich auch in Bayern immer einen Vorrat im Haus 🙂

    1. Altmann Michael

      Sehr gerne beim nächsten Mal. Oder du kommst einfach mal bei uns vorbei und wir hauen sie auf den Grill. Das ist noch schöner als nur mitnehmen 😉🤘🏻

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