Auftakt

Samstag, 17.03.2018

Der Tag der Abreise. So gegen 6.00 Uhr werden wir wach und hören den Wind, der um die Wohnung fegt. Na herzlichen Glückwunsch, das Wetter ist „voll“ auf unserer Seite. Na gut. Gestern sind wir auch bei dem Wind gefahren und bei schlanken -2 Grad. Übung haben wir also. Hilft nix, da müssen wir durch (für die nächste Zeit unser Standardspruch). Jetzt aber einfach noch ein wenig schlafen, Abfahrt ist erst um 15.00 Uhr geplant. Kaffe bei meinen Eltern und gegen 16.30 Uhr nach Hamburg.

Um 13.00 Uhr klingelt das Handy. Mein Vater ruft an. „Kerstin, wir sind in Bremerhaven. Das stürmt hier und es sind Windböen zwischen 9 und 11 angesagt. Die AIDA konnte in Hamburg aufgrund des Wetters nicht einlaufen (oh ne, wir müssen nach Hamburg). Wir fahren euch mit einem Hänger. Den Hänger können wir leihen.“ Die Luxusvariante bei dem Wetter. „Paps, ich melde mich gleich, ich muss kurz mit Micha sprechen.“ Als ich auflege, schießen mir viele Gedanken durch den Kopf. „Kerstin, wir müssen aber verzurren“ sagt Micha. Das kann man nicht leihen. Da hat er Recht. Ulrike und Stephan fallen mir spontan ein. Sie haben einen Hänger, Wippen für Zweiräder und Gurte zum verzurren. Nummer gewählt. Uli und Stephan sind gerade in Bremen und gerade bei der BMW Niederlassung. „Na klar könnt Ihr den Hänger haben“. Sie brechen Ihre Shoppingtour ab und düsen nach Hause. Meine Eltern fahren von Bremerhaven direkt zu Ihnen und holen den Hänger. Wir können nicht viel machen. Die Motorräder sind gepackt. Jetzt noch die Ferienwohnung reinigen und dann warten.

Um 16Uhr sind sie da. Jetzt müssen die Motorräder aufgeladen werden, das Gepäck für die Reise irgendwie mit und natürlich auch noch die restlichen Sachen, die in der Ferienwohnung waren, die bei den Eltern eingelagert werden sollen. Au Backe.

Micha hat noch keine Motorräder verladen, mein Vater auch nicht und ich war meistens nur Aushilfe. Die Punkte zum verzurren kenne ich, aber die Dinger müssen rauf. Zwei Boxer… Lange Rede: nach ca. 30 Minuten sind beide Motorräder oben, stehen sicher und das Gepäck haben wir komplett in den Wagen bekommen. Ein Raumwunder dieser VW. Was sind wir erleichtert. Und das Abladen werden wir auch schaffen. Sicherlich gibt es ein paar nette Menschen mit helfender Hand in Hamburg. Auf geht es!

Die Fahrt verläuft entsprechend des Wetters ein wenig schaukelig. Der Wind weht Sand über die Autobahn und wir sind einfach froh, im Auto zu sitzen. Rosi und Bobber stehen sicher auf dem Hänger:

Nach guten 1,5 Stunden erreichen wir den Abfahrtsterminal der ÖBB. Die Jungs beim Check In sind klasse. Ich komme um die Ecke, stehe vor dem Schalter und werde begrüßt: „Kerstin, Moin“ Völlig perplex schaue ich ihn an. Woher kennt der bitte meinen Namen? Ich kenne den doch nicht. „Moin, kurze Frage, wo können wir abladen?“ Kurze Erklärung und Micha fragt noch kurzerhand, ob Sie abladen helfen können. Na klar, kein Thema. Keine 10 Minuten später sind beide Motorräder unten. Ein bisschen was für die Kaffeekasse und ein dickes Danke. Und woher der meinen Namen kannte. Ganz einfach, nur drei angemeldete Motorräder und ein Frauenname.

Abschied von den Eltern auf dem Bahnhof. Meine Eltern. Wie sie uns unterstützt haben, einfach unbezahlbar. Vielen vielen Dank an Euch! Ihr seit Spitze!

Jetzt stehen wir am Bahnhof und das Abenteuer beginnt.

Mir steht allerdings noch etwas „vor dem Kopf“. Verladen auf den Zug. Micha hat mir ein Video gezeigt. Einfach Kopf einziehen und rauf. Das schaffst Du… Jetzt stehe ich auf der Zufahrtsrampe und sehe, wie Micha mit gesenktem Kopf die Rosi rauf fährt. Mir wird schlecht, Panik kommt auf… Der Einweiser – einer unserer netten Helfer – sagt: „Keine Sorge, das klappt schon“. Nee, bei aller Liebe. Verdammt, schieben geht auch nicht… Oh Mann… Aber mein Retter kommt: Micha joggt den Weg zurück und fährt Bobber rauf. Jetzt ist uns warm. Micha aufgrund der Sporteinlage und mir durchs Nichtstun und Panik schieben. Aber wir nehmen es mit unserem uns üblichen Humor.

Wagon 264 mit Sitzplatz 45 und 46, Fenster. Fein. Wir haben anscheinend das Abteil für uns alleine. Schuhe aus, bequem machen und zurücklehnen. Wien, wir kommen. Beim zweiten Zwischenstopp bekommen wir dann doch noch Mitfahrer. Einmal kurz die Sitze anders hergerichtet und die Augen wieder zu. Zwischendurch wird man immer ein wenig wach. Wenn ein ICE an einem vorbei donnert, wenn ein Servicestopp gemacht wird. Dann linst man einmal kurz aus dem Fenster, ist noch dunkel, kannst noch schlafen… und dann schreckt man hoch und glaubt zu träumen. Es ist weiß da vor dem Fenster… Oh Nein. Egal. Augen wieder zu, sind ja noch ein paar Kilometer und Stunden zum Ziel. Da kann sich viel am Wetter tun.

Ankunft in Wien, Schneegriesel, Minusgrade, Wind. Der Traum eines jeden Motorradfahrers. Nun stehen wir mit dem Leidensgenossen am Bahnsteig und warten darauf, das wir abladen können. Wir ist gut. Micha holt Bobber wieder runter.

Das Ergebnis einer Nacht auf dem Zug. Rosi hat es am meisten erwischt:

Die Schalter sind teilweise eingefroren, die Navihalterung muss vom Eis befreit werden. Auch ein besonderes Erlebnis.

Dann geht es los. Zum Glück sind die Straßen geräumt und gestreut. Noch ein Stop bei der Tankstelle, Vignette kaufen. Unser Ziel: So schnell es geht an das Mittelmeer. Kroatien war als erstes angedacht, also Zagreb in das Navi eingeben und ja, Zähneknirschen das Autobahn vermeiden rausnehmen, ahhh… dieses Wetter mit seinen Kapriolen…. und Abfahrt.

Da rauschen wir mit 100 bis 120 km/h auf der Autobahn dahin. Es wird irgendwie immer kälter. -4,5 Grad zeigt Bobber an. Meine Finger sind etwas kalt und werden immer kälter, die Füße schließen sich den Händen an. Na klasse. Der Rest ist super angenehm. Jetzt hätte ich gerne Stulpen am Lenker. Also merke: Stulpen für die nächste Tour kaufen.

Nach 100 km der erste Stop. Eine heiße Schokolade, ein Espresso groß und ein warmer Raum. Die Finger kribbeln, super, alles noch dran und funktioniert.

Weiter geht es. Nach weiteren 100 km noch ein Stop mit einem Kaffee und dann heißt es Endspurt. Kalt wird uns dann auch nicht mehr. Tanken, Vignette für Slowenien kaufen, Grenzübergang Perso raus kramen, vorzeigen und freundlich gucken und dann an die Seite fahren, wieder alles verstauen und Handschuhe an. Nächster Grenzübergang. Super, alles nochmal. Handschuhe aus, Perso raus, freundlich lächeln und fein artig Danke sagen und wieder auf das Motorrad steigen, zur Seite fahren, Papiere wegpacken, Handschuhe an und weiter. Damit es nicht langweilig wird kommt dann auch noch eine Autobahngebühr. Ticket ziehen, verstauen, weiterfahren… Abfahrt und Zahlstation: Handschuh aus, Ticket rein, EC-Karte zücken. Alles wieder verstauen, Handschuhe an und weiterfahren.

Ankunft in Zagreb. Wir haben über Booking.com eine kleine Pension in City Nähe gefunden. Das Schnäppchen des Tages. Unser Budget ist begrenzt, also nehmen wir das Angebot gerne an. Die Fotos schauen auch gut aus. Und was soll ich Euch sagen: Klasse. Sauber und gemütlich. Was für ein Glück!

Der einzige Wermutstropfen: Unsere beiden Motorräder stehen in einer öffentlichen Tiefgarage und nicht direkt an der Pension. Die Tiefgarage ist eigentlich nicht für Motorräder zugelassen, ein freundliche Mitarbeiter hat es uns aber erlaubt. Bremsenschlösser sind angebracht, ein 2 m Schloss von ABUS ist auch noch um die Reifen gelegt. Hoffen wir das Beste.

Jetzt wird erstmal geschlafen.

Dieser Beitrag hat 0 Kommentare

  1. Christina Schmid

    Hey ihr Zwei,
    nun kann es doch nur noch besser werden. Drück euch die Daumen.
    Alles Liebe
    Christina

  2. Doro

    Was für ein Start 🙂

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