Oft kommt es anders als man denkt…

Sicherlich habt Ihr Micha´s Beitrag „Wie alles begann…“ gelesen. Auch für ihn kam es anders, wie Ihr jetzt wisst…

Für mich fing das Jahr 2017 etwas unglücklich mit einem Migräneanfall an und ich dachte bei mir: „Was für ein Start in ein neues Jahr…. aber positiv denken, es kann nur besser werden.“ Das wurde es für mich. Wie viele von Euch wissen war ich vor Micha nicht alleine. Ich hatte einen Freund an meiner Seite. Und wenn ich sage, einen Freund, meine ich auch einen Freund. Wir waren bereits ein paar Jahre ein Paar, lebten aber für mich in den letzten zwei Jahren nur noch wie sehr gute Freunde zusammen.
Und dann war da auf einmal Micha.
Für mich kam es aus dem Nichts und ich bin froh und dankbar, das ich meinem Herzen gefolgt bin. Wenn ich ihn jetzt anschaue, vier Wochen bevor unsere Reise los geht, bin ich glücklich und ein Lächeln umspielt meine Lippen. Ich habe für mich die richtigen Entscheidungen getroffen. Es kommt halt anders als man denkt…

Im September 2017 spielte ich schon mit dem Gedanken, Micha zu begleiten. Er wollte die USA bereisen. Aber wie sollte ich das machen? USA? Verschiffung des Motorrades, eigener Flug, Benzin, Visa, Krankenversicherung….. Die Kosten? Woher soviel Geld nehmen? Für mich undenkbar und eine unüberwindbare Hürde. Job kündigen, kein Geld, alles verkaufen, Geld für die Reise nehmen, danach von Luft und Liebe leben? Ok, ein wenig Spaß muss sein. Aber wie Ihr selber lest, eine riesige Hürde. Umso schöner, das Micha dann mit dem „Europaplan“ kam. Das war für mich machbar.
Als dieser entscheidende Punkt „Ich komme mit“ gefallen war, kam etwas ins rollen und hat mich bis zum jetzigen Zeitpunkt auch befreit. Aber eins nach dem anderen.

Die Familie. Meine Eltern, mein Bruder. Sehr wichtige Menschen in meinem Leben. Wie sagt man das diesen geliebten Menschen am besten? „Mama und Papa, ich ziehe weg. Vorher bin ich aber 8 Monate im Ausland, mit einem Mann, den ich erst näher seit diesem Jahr kenne, mein Haus werde ich verkaufen und dann bleibe ich auch im Süden“…. Jeder Elternteil würde jetzt einen Herzschlag bekommen und vom Stuhl plumpsen. Der Bruder würde einem einen Vogel zeigen und fragen, was man bitte gerade zu sich genommen hätte….
Aber NEIN, meine Eltern sitzen mit Micha und mir am Tisch und meine Mutter sagt: „Das haben wir uns schon gedacht Kerstin, dass Du das machst. Vielleicht ist es auch gut für Dich, hier rauszukommen.“ Wow. Kinnlade unten und große Augen meinerseits. Was habe ich für tolle Eltern!
Und mein Bruder, der steht -wie in vielen Lebenslagen- auch hinter mir und jetzt auch hinter Micha. Er und Susanne unterstützen uns.

Ein ganz liebes Danke von Herzen. Ich habe Euch lieb!

Und dann geht es los:

Punkt 1 – das Haus

Ja, eine Häuslebsitzerin seit 11 Jahren. Eine wunderbare Nachbarschaft mit meiner liebsten Freundin Corinna, mit Stefan, der immer eine helfende Hand hat und Richard und Eileen, den beiden Kids von Corinna und Stefan. Wieviele Stunden haben wir im Garten verbracht – ob bei Sonne, Wind oder Sturm, Schnee (wenn dann mal welcher da war) – auf dem Grill steht kein Wetter drauf. Lagerfeuer, Marshmellos, Musik, Bier, Wein, Whisky, Kerzen, Kesselgulasch… ich könnte Stunden weiter schreiben. Mit anderen Familienangehörigen, mit Freunden…spontan, geplant… Ihr merkt, ich habe sehr viel erlebt mit meinen Nachbarn/Freunden in diesem Haus und im Garten – und dem Nachbarhaus nebst Garten; die Gärten hatten wir einfach zusammengelegt.

Die Entscheidung zu verkaufen war für mich relativ schnell gefallen. Ich habe eine wunderbare Zeit gehabt und möchte nichts davon missen. Corinna, Stefan, Richard und Eileen nehme ich im Herzen mit. Jetzt gehe ich einen neuen Weg und diesen möchte ich komplett neu beginnen. Ohne ein Haus, das auch Pflege braucht, das einen bindet. Aber jetzt auch ohne ein „zu Hause“ wie viele sagen. Ja, die Zeit wird es zeigen, ob es richtig war. Für mich fühlt es sich sehr gut an.

Punkt 2 – Jack und Barnaby, treue Begleiter

Ja, Fellnasen regierten mein Leben. Eine schwere Entscheidung, den Beiden ein neues zu Hause zu suchen. Wieviel Freude sie gemacht haben! Na gut, auch Sorgen. Hier mal wieder eine humpelnder Jack oder Barnaby, eine Blasenentzündung… was es nicht alles gab. Aber: vier Pfoten die einem vom Auto abholen nach Feierabend, kuscheln wollen, spielen wollen, treue Seelen, die mich begleiteten. Nicht nur mich, sondern uns alle. Wenn ich heute an die Jungs denke, fühle ich das Fell, die feuchte Nasen und sehe die Augen. Es sind treue Tiere – ohne „Wenn und Aber“ – sie nehmen Dich so, wie Du bist…. na gut, und Hauptsache das Futter kommt pünktlich 😉

Und die beiden haben ein tolles neues zu Hause. Sophie hat sie aufgenommen. Jack und Barnaby haben einen Wald vor Ihren Pfoten, ein riesiges Bett zum kuscheln, eine Couch und das Wichtigste: Sophie. Sie kümmert sich, schmust, spielt. Auch auf diesem Wege noch ein Danke an Dich Sophie. Dank Dir ist es mir leichter gefallen und auch Micha, der sich in der kurzen Zeit ziemlich eng mit Barnaby angefreundet hatte (in diesem Moment sehe ich Micha und Barnabay in der Küche, die Leckerbox offen, Barnaby mit dem Kopf in der Box und Micha mit dem Deckel in der Hand…und diese beiden unschuldigen Blicke als ich rein komme… ich sage euch, einmalig und unbezahlbar).

Punkt 3 – der Job

Geh mal zu Deinem Chef und sage ihm, Du hättest gerne 8 Monate Auszeit. Das Gesicht ist bestimmt Gold wert.
Da ich mich entschieden hatte, das Haus zu verkaufen, meine Zelte hier abzubrechen, mit Micha zu reisen und dann auch im Süden mit ihm neu anzufangen, kündigte ich bereits im Oktober 2017 zum 31.03.2018 meinen Job. Meine beiden Chef´s reagierten traurig, aber sehr verständnisvoll und – da einer meiner „Big Boss“ auch mit Leib und Seele Motorradfahrer ist – mit absoluter Begeisterung. Wie sagte er: „Machen, einfach machen, solange man das kann! Richtige Entscheidung! Was für ein Wahnsinn, toll!“

Jetzt, kurz bevor es los geht und ich meinen letzten Arbeitstag habe, habe ich ein kleines tränendes Auge. Meine Chefs, meine „Arbeiterbienen“ und die gute Seele Astrid werden mir sicherlich in meinem zukünftigen Berufsleben hier und da fehlen. Aber insbesondere meine liebe Zimmergenossin Ela; mit keiner kann ich so schön singen auf der Arbeit um Stress zu bewältigen. Das ist einmalig. Dank Euch allen für die schöne Zeit!

Jetzt bin ich bald arbeitslos. Und ordentlich wie ich bin, melde ich mich auch beim Arbeitsamt – Frist ist ja innerhalb von drei Tagen nach Kündigung – und man muss sich arbeitslos, aber nicht arbeitssuchend, melden. Na gut, kurze Erläuterung des Vorhabens beim Amt. Kein Arbeitslosengeld – logisch, da ich ja keine neuen Job vorerst suche, erst wenn ich wieder da bin.
Eine Woche später bekomme ich Post mit Zugangsdaten zum Jobcenter und einer Einladung zu einem Gespräch im Arbeitsamt Bremen. Ein Fragezeichen in meinem Gesicht. Na gut, den Spaß mach ich mir dann mal und fahre da hin. Und mein Fragezeichen hat auch der Sachbearbeiter im Gesicht, als ich vor ihm sitze. „Frau Meyer, was soll ich mit Ihnen machen?“… Nix! Ich erzähle nochmal kurz den Plan und dann nimmt er mich auch dem System bis ich wieder in Deutschland bin.

Punkt 4 – das Motorrad

Fly, meine geliebte orange Kanonenkugel. Was habe ich mit dieser Maschine erlebt. Die Urlaube, Ausfahrten, Motorradtreffen. Sehr viele schöne Momente und bis auf eine größere Reparatur im Januar 2017- das ABS verließ mich 2016 kurz vor einem Seealpenurlaub – ohne Probleme. Wie oft sagte ich: „Dieses Motorrad fahre ich noch ewig. Für mich das perfekte Motorrad“ *räusper* … Fly hat ein neues zu Hause im Westerwald gefunden. Der neue Besitzer freut sich über sie und ich bin froh, das sie in gute Hände gekommen ist. Sie ist eine besondere Maschine.

Ja, und nun? Es soll ein Motorradurlaub sein. Also: was für ein Motorrad??? Im Urlaub wollen wir auch ein wenig Abseits der Straßen fahren und kommen durch Länder, die noch nicht alle geteerte Straßen haben.
Ich bin ein absoluter Boxerfan. Im Endeffekt ist schon da die Entscheidung gefallen. Aber: erstmal checken, was es so gibt. Außerdem sind meine Beine nicht gewachsen, die bisherigen GS´en waren mir zu hoch und im Alter schrumpft man doch eher, oder? Oh je… Also Probefahrt bei der BMW Niederlassung Bremen vereinbaren. Matthias Schweppe ist der Mann meines Vertrauens dort. Gesagt getan:

Eine 12er GS und eine kleine handliche F700GS. Die F800GS ist für mich einfach zu hoch. Ich fühle mich nicht wohl auf der 800er. Die 700er kann ich mir gefühlt anziehen.

 

Die 12er GS: Wow…. was für ein Wuchtbrummer…. aber toll. Ein tolles Fahrgefühl.

Matthias steht mit einem breiten Grinsen vor mir als wir wiederkommen: „Na, wie war es, fährt gut, was?“ Er kennt mich mittlerweile ganz gut, wie ich merke. Ja, verdammt. Läuft richtig gut die 12er. Die 700er ist auch nicht schlecht, aber irgendwie nicht meins. Leicht und handlich, ja, aber Kette? Kein Boxer? Neeee….

So kommt es, wie es kommen muss. Ich suche eine GS. PeGo vom S.W.A.T. Stammtisch möchte seine GS verkaufen. Mit Koffern, Topcase und allem Zig und Zag. Preis ist auch gut. Am liebsten würde ich von der Niederlassung kaufen, da ich einfach weiß, dass alles klappt und ich mich auch auf die Leute verlassen kann. Auch die Garantie ist nicht zu verachten. Aber was machen, wenn das Angebot so gut ist und dann ist es noch ein Bekannter von Micha und man weiß also, aus welchem Stall die GS kommt, wie sie gepflegt wurde etc… Also: kaufen! Au Backe, so schnell geht das.

Gestatten: Bobber
Alter: 2 Jahre

Überführungsfahrt von PeGo zu Micha´s Wohnung klappt gut. Da steht er nun. Am nächsten Tag soll es gen Norden gehen. Der heutige Tag wird noch zum relaxen genutzt.

Sonntag Morgen, 8.oo Uhr. Das Wetter ist grau, es sind um die 2 Grad und heute soll es schlanke 700 km nach Bremen gehen. Otto und Bobber sollen uns transportieren. Also, rauf auf das Moped bzw. rein in den Otto und Abfahrt. Damit wir uns auch verständigen können, setzt kurzerhand jeder einen Helm auf:

Auf geht es. Keine 5 km weiter wird der Himmel grauer und grauer und es fängt an zu schneien. Ja, Schnee. Meine ersten Kilometer auf Bobber und gleich das volle Programm vom Wetter. Das fängt ja gut an. „Ruhig weiter fahren, Du machst das schon“ höre ich über Funk von Micha. Ja, denke ich, bleibt mir ja auch nix anderes über. Also: Lächeln – sieht zwar keiner im Helm, gibt aber ein gutes Gefühl – und entspannt weiter fahren…

Zum Glück hört es dann auf und wir haben „nur“ noch Regen. Wir sehen es beide positiv. Zum Glück können wir uns mit dem fahren abwechseln, abwechseln wie die Regenschauer und

  • die Motorradsachen werden noch mal auf Herz und Nieren geprüft
  • die neu im Helm eingebauten Funken können getestet werden und
  • ich kann mich schon mal mit Bobber anfreunden und genieße jetzt schon die Scheibe (den von mir immer beschimpften „Wintergarten am Moped“… jetzt kenne und genieße ich die Vorzüge dieses „Wintergarten“ – ich werde Alt *lach*)

Geschafft. Eine kurze Zeit stehen Bobber und Fly noch zusammen in der Garage, bis der neue Besitzer gefunden ist. Ein gemeinsames Foto gibt es sogar:

Meine ersten Ausflüge mit Bobber habe ich dann auch unternommen (ich muss mich ja schließlich vertraut machen mit ihm):

Ich kann Bobber gut mit der normalen Sitzbank auf niedriger Stufe fahren. Ich habe dann aber doch noch die Sitzbank abpolstern lassen, da die Stollenbereifung, die er bekommen soll, auch nochmal ein wenig aufträgt und ich auch mit Stollen einen sicheren Stand haben möchte.

Punkt 5 – Freunde und Bekannte

Erst wenn es Veränderungen gib, ob positiv oder negativ siehst Du, wer Deine Freunde sind und ob Bekannte dann noch Bekannte sind. Trotz der Trennung von meinem Freund Mitte 2017 hat sich der Kreis der Bekannten nicht groß verändert. Ein kleiner „Part“ ist weggebrochen, alle anderen sind noch da. Das ist schön und etwas Besonderes. Ich weiß das zu schätzen.
Und neue Bekannte sind dazu gekommen durch Micha.

…und an euch „meine“ Mädels: Ulli, Jessica, Karina, Dörthe und Michi, ich lache unheimlich gerne mit Euch und wir werden sicherlich nochmal gemeinsam den Weihnachtsmarkt unsicher machen!

Punkt ? – ….

Tja, so schnell kann es gehen. Micha und ich sitzen im Auto und wir haben heute, knapp 7 Monate nach unserer Entscheidung, es miteinander zu versuchen, im Auto gesessen und diese ganze Zeit Revue passieren lassen. Wie schnell die Zeit verging. Micha hat seine Wohnung aufgegeben im Dezember und ist dann zu mir gezogen, bis zur Wohnungsauflösung waren wir bei ihm oder mir bzw. sind hoch oder runter zum Partner gefahren – arbeiten mussten wir ja auch noch – und haben nach und nach alles verpackt. Sebastian und Sophie, die Kinder von Micha, sind aus der Wohnung ausgezogen und haben neue Richtungen in ihrem Leben eingeschlagen. Kurzurlaube (MiKe – Hainrode und MiKe – Mallorca) haben wir auch gemeinsam gemacht, dann wurde das Haus verkauft, die Möbel nach und nach verkauft oder verschenkt, für die „Jungs“ ein neues zu Hause gesucht, eine Ferienwohnung für die Zeit der Überbrückung gesucht, Impfungen und weitere Behördengänge mit viel Bürokratie mussten erledigt werden und so viele andere Dinge. Gemeinsam haben wir alles geschafft. Mit viel Lachen, Humor und Gemeinsamkeit.

Jetzt sind wir seit rund 3 Wochen in der Ferienwohnung, auf knapp 40 qm und es geht uns gut. Das Leben ist zur Zeit sehr leicht und einfach schön.

Wir freuen uns auf unsere Zeit! Wie die wohl beginnt??? Könnt Ihr die Vorfreude spüren??? 😉

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