Baltische Staaten – Inland

Litauen – Inland

Die Einreise läuft fast unbemerkt ab. Ein paar Soldaten stehen am Rand. Das war es. Und nun sind wir wieder in einem neuen Land. Wir sind aus Masuren (Polen) raus, die kleinen schönen Straßen haben wir leider auch hinter uns gelassen. Die Landschaft verändert sich nicht im Vergleich zu Polen. Wir rollen dahin und sind auf den ersten Campingplatz in Litauen gespannt. Er liegt an einem See. Vielleicht, wenn der See schön ist – der Platz natürlich auch – bleiben wir ein paar Tage länger.

Die Zufahrt zum Platz ist durch Security gesichert. An der Rezeption bekommt Micha einen Plan. Wir gehen auf die Suche, einen schönen Platz für unser Zelt finden. Tja, wir umrunden einmal den Platz. Prickelnd ist das nicht. Die ausgewiesenen Zeltbereiche sind nicht schön. Hilft nix, rauf auf die Wiese zu den Wohnmobilen. Das Basketballfeld wird als Parkplatz umfunktioniert.

Nach dem Essen gehen wir noch eine Runde um den Platz. Einige Bereiche sind 4 Sterne (so ist der Platz ausgeschildert) fähig. Aber nicht alles.
Die Abendstimmung ist dafür sehr schön!

Das Internet ist relativ gut, so dass wir einfach mal nach kleinen Hütten schauen. Wir haben die Idee, einfach mal für vier oder fünf Nächte eine Hütte im Nirgendwo zu buchen. Darauf gekommen sind wir über die ganzen Schilder an der Straße. Hier werden viele kleine Hütten angeboten. Eine Hütte sticht mir in das Auge. Allerdings steht da nichts von Bad oder W-LAN. Das hätten wir gerne für ein paar Tage länger. Da mein Handyvertrag eine Katastrophe ist (ich will aber nicht verlängern sondern aus diesem Vertrag, also muss ich durchhalten) kommuniziere ich hauptsächlich über W-LAN. Das alles hat diese kleine Hütte nicht. Wir beschließen spontan zu sein und wenn wir irgendwann was sehen oder lesen, dann machen wir das.

Guten Morgen aus dem Backofen! Junge junge, brennt die Hütte. Die Sonne steht wunderbar auf unserem kleinen Heim. Puhh… Am Nachmittag stand das Zelt noch schön im Schatten, jetzt nach Sonnenaufgang fehlen auf der Seite die Bäume. Besser als frieren und besser als nass 😉

Wir packen unsere Siebensachen und reiten weiter. Micha hat einen Campingplatz an einem See (Lubäns-See) ausgemacht. Über den „geographische Mittelpunkt Europas“ fahren wir dort hin.

Die Fahrt führt über kleine Straßen. Die Landschaft ist schön. Die kleinen Häuser, meistens aus Holz, sind gepflegt. Oft sieht man eine Ansammlung von Häusern. Das Wohnhaus, vielleicht noch ein oder zwei Schuppen, dann nochmal ein kleines Häuschen. Vielleicht eine Sauna, ein Ferienhaus oder was auch immer.

Ich bin glücklich. Diese Idylle, diese Harmonie, keine Hektik… es sieht von unseren Motorrädern einfach alles sehr schön aus. Ich fühle mich wohl und möchte diese Aussichten und diese Gefühle einfach in mich „aufsaugen“. Jede Minute davon… Polen war schön, vor allem Masuren. Polen war frisch, jung und dynamisch, so habe ich es empfunden. Hier ist es harmonisch, romantisch. Ich kann das gar nicht in Worte fassen… 

Irgendwann haben wir nur noch Schotterstraßen. Meistens fest gefahren. Aber dafür auch mit „Waschbrett“. Wie auch immer so etwas auf einer Straße entsteht, aber das ist ein gerüttelt und geschüttel. Wenn dann noch auf dem Waschbrett loser Schotter liegt, ist die Menkenke perfekt. Das ist ein gerödell. Und es staubt! Mein Navigator Micha fährt voraus, fröhlich eine Staubwolke hinterlassend. Bobber und ich versuchen zwei Varianten. Die Erste ist,  weiter Abstand zu halten, so das Rosi und Micha fast außer Reichweite des Funk sind oder, die zweite Variante,  versetzt zu fahren (relativ neben ihn – birgt aber einfach eine zu große Gefahr).
Es bringt alles nicht wirklich was. Also einfach hinterher. Wir sind irgendwann so gut daran gewöhnt an diesen Untergrund, dass der Tacho zwischen 60 und 70 km/h ist. Landschaft genießen? No Go. Blick 100% auf die Straße.

Irgendwann haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Das Ziel liegt relativ nah und wir möchten noch einkaufen. Ein Laden in einem Dorf ist entdeckt. Als wir anhalten und ich absteige, staubt es… Micha und Rosi, sauber und adrett wie eh und je… Kerstin und Bobber, dreckig … überall Staub. Herrlich… Ich möchte nicht wissen, was die Verkäuferin gedacht hat, als wir beide in den Laden kamen.

Alle Einkäufe sind verstaut und los geht es zum Campingplatz. Als wir um eine Kurve fahren sehen wir ein kleines Häuschen direkt am See. Ich quietsche Micha ins Ohr: „Das hab ich gestern gesehen bei der Suche“. Gegenüber ein Wohnhaus und mehrere kleine Häuser. Micha fährt kurzentschlossen auf den Hof. Ein Mann kommt heraus. Er spricht kein Deutsch, kein Englisch. Zum Glück kommt die Tochter. Ein CP wäre nicht in der Nähe, aber wir können auf der Wiese bei dem Haus das Zelt aufbauen. 6,00 €. Auch nett. Wir gehen bzw. fahren auf die gegenüberliegende Wiese (mit dem Häuschen…). Micha fragt, ob die Hütte zu vermieten ist. Ja, 35,00€ die Nacht. Keine Heizung, kein Bad, kein W-LAN…. (aber die LAGE… ein Träumchen). Aber, was soll ich sagen, mein Schatz schafft es und wir bekommen die Hütte für zwei Nächte für 40,00€.

Jetzt sitzen/liegen wir hier am See, hinter uns das Hexenhäuschen. Wir haben knapp 30 Grad und Sonne pur.
Da ich gerne den morgigen Tag mit Nichtstun verbringen möchte, erledige ich eben noch ein bis zwei Dinge. Erstmal Bobber vom Schmutz befreien. Die Jacke von Micha nähen und Sachen waschen. Fertig.

Am Abend macht Micha vor der Hütte eine Feuer an. Er zeigt mir, wie ich mit seinem „super truper Messer“ Holz spalte. Ich hätte es nicht gedacht, ich schaffe das sogar.
Das Feuer knistert. Wie schön es hier ist. Der Steg, der in den See ragt, die Wellen plätschern leise an das Boot.

Und Spaß haben wir auch. Zwischendurch machen wir immer mal wieder Fotos von uns gemeinsam. Für später. Wenn wir dann auf der Couch sitzen und an diese Zeit denken. Zur Erinnerung. Wenn wir Beide dann rumalbern, kommt auch mal so ein Bild zustande (ich schmeiß mich gerade wieder weg… schön, oder?!?!):

Heute Nacht wollen wir draußen schlafen. Sterne gucken. Alles steht parat. Da der Wind ein wenig aufgefrischt hat, haben wir die Matratze noch nicht hingelegt; nicht das die davonfliegt. „Licht dabei? Wird bestimmt richtig Dunkel“ fragt Micha mich. „Jip. Aber irgendwie wird das nicht Dunkel.“ Es ist 22:30 Uhr und hell. So ist das halt, wenn man weiter in den Norden kommt. Das fällt uns jetzt aber erst richtig auf.
Wir machen es uns auf dem Bootssteg gemütlich. Der Himmel ist ziemlich zugezogen. Aber vielleicht klart es noch auf. Es ist romantisch und einfach schön, so in der Natur zu sein…

Ich öffne die Augen und schaue auf den See. Die Vögel zwitschern, der Haubentaucher von gestern ist auch wieder da. Was für ein Morgen. Neben mir liegt Micha und genießt auch diese Aussicht. Uns geht es sehr gut. Die Nacht war kalt, aber die Schlafsäcke haben uns warm gehalten. Es war sogar Sternenhimmel zu sehen. Und der Mond, der weit unten am Horizont zu sehen war und sein Licht auf den See warf.
Leider hat man am Morgen einfach gewisse Bedürfnisse. Der Schlafsack ist so schön warm… Auf dem Weg zurück zu Micha einen kurzen Schlenker und Kaffee gemacht. Ein Traum, warm und mit Kaffee draußen zu sitzen und die Natur genießen. Es wäre schön, wenn man sich diese Zeit auch mal zu Hause nimmt und den Tag bewusst erlebt und genießt.

Heute ist der Tag des Faulenzen bzw. der Testreihe mit dem Fotoapparat. Ein kleines Setup aufgebaut und mal schauen, was man alles so machen kann. Es macht viel Spaß und die Ergebnisse sind auch schön. Spielereien halt. Aber auch dieser Tag geht wie im Flug vorbei. Morgen heißt es wieder los. Es geht nach Lettland!

So kurz nur in Litauen??? Ja, wir fahren im Inland hoch und werden langsam an der Ostseeküste von Estland, Lettland und Litauen runter fahren.

 

Lettland

Die Grenze hätte ich verpasst. Micha sagt nur „Schau mal in den Rückspiegel, da ist das Länderschild.“ Tatsächlich, im Spiegel Litauen und vor mir taucht just Lettland auf.

Wieder ein neues Land. Und das, was wir in Polen gefühlt haben mit dem „westlichen Standard“, geht hier wieder weg. In Litauen war es schon weniger, aber hier? Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Wir sehen Häuserblöcke mit den Jahresdatum erbaut 1980 und 1981. Seit dem ist hier nichts mehr passiert. Es ist alles wirklich alt, zerfällt langsam und wird auch nicht renoviert. In der Stadt ist es auch ein ungewöhnliches Bild. Lauter kleine Häuser mit Garten und Nutzgarten. Gegenüber Wohnblöcke. Die Einkaufsmöglichkeiten sind in Häusern, die wie Wohnhäuser aussehen. Die Fenster meistens vergittert. Ja, alles ein wenig anders.

Die Landschaft ist schön, Lupinen begleiten uns an der Straße. Sanfte Hügel, viel Land. Wälder, Seen und alle Sorten von Straßen. Aber auch viele gerade Straßen. Es wir doch ein wenig eintönig zu fahren.

Der Campingplatz liegt an einem See, die Anfahrt war ein wenig blöd. Das Navi wollte mal wieder von Hinten an den Campingplatz. Leider ein Weg mit Sand…Stellt Euch einen schmalen, kleinen etwas sandigen Weg vor. Dieser Weg endet auf einem Hof. Wir halten vor dem Haus an und drehen, also Micha. Just in dem Moment – wo ich noch um jeden cm kämpfe – kommt auch ein Auto. Micha befragt den Fahrer des Autos wegen dem Campingplatz. Die Beiden stehen da neben dem Auto und schauen ziemlich irritiert, als ich im Sand liege. Ich habe Bobber dann einfach mal hingelegt. Zum Glück sieht keiner der Beiden mein – mittlerweile hat es sicherlich die Farbe einer Tomate angenommen – Gesicht. Ein Helm hat auch Vorteile. „Aufstehen, Krone richten (Helm) und weiter“.

Am Abend wird nicht gekocht. Micha lädt mich ein. Und das ist äußerst lecker. So essen wir Vorspeise, Hauptspeise, Nachtisch und kugeln fröhlich zum Zelt. Morgen geht es weiter nach Estland. Es hält uns hier nichts, im Inland wollen wir für uns keine „Must see“ entdecken.

 

Estland

Da sind wir „still und heimlich“ in das nächste Land eingereist. Komisch, die Grenzkontrollen bei den anderen Ländern und hier, in der EU, von einem Land in das Andere ohne Kontrolle. Wie einfach und unkompliziert.

Tja, Estland. Wir sind keine 10 km hier gefahren, da sagen wir Beide: Schön! Die Häuser sind im „finnischen Stil“, es ist gepflegt. Um die Häuser herum ist soviel Platz, faszinierend. Und was noch faszinierender ist: Es ist alles gemäht. Ob es eine Anweisung gibt, das 500 m um das Haus gemäht sein muss? Wahnsinn. Wieviel Zeit die Ihres Lebens mit mähen des Rasens wohl beschäftigt sind?

Bis jetzt sind wir fast nur unbefestigte Straßen gefahren. Schotter, Schotter und nochmal Schotter. Zum Glück hat es ein wenig geregnet, so dass es nicht ganz so doll staubt. Die Landschaft verändert sich nicht sehr. Wir fahren durch viel Wald, dann wieder viel freie Fläche. Aber keine bestellten Felder. Hauptsächlich Gras, wilde Wiesen. Zwischendurch stehen Kühe in hohem Gras. Das sind noch glückliche Kühe. Und ein Spaßvogel mitten auf der Straße *lach*.

Fotografiert haben wir nicht viel. Dafür ein wenig gefilmt.

Wir erreichen unseren Campingplatz an der Ostsee. Ein schöner Platz. Überall stehen kleine Hütten, die die Sanitäranlagen beherbergen oder eine kleine Küche. Und wir haben wieder eine schöne Bank direkt neben dem Zelt. Das ist eine feine Sache.

Und somit ist das Inland abgeschlossen 😉

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